Venezianische Masken

Venedig ist eine der meistbesuchten Städte in Norditalien und ist auch als ‚Stadt der Masken‘ über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Wegen der reizvollen und einzigartigen Umgebung zieht die Lagunenstadt Venedig Touristen aus der ganzen Welt an. Jedes Jahr vor Beginn der Fastenzeit wird tradtitionell der Karneval von Venedig veranstaltet.

Sobald diese Feierlichkeiten herannahen, bereiten sich sowohl Einwohner als auch Touristen auf die anstehenden Maskenbälle, Parties und Veranstaltungen vor. Viele Rucksackreisende und Touristen reisen eigens nach Venedig, um diese Venezianischen Masken zu sehen. Wer die venezianische Tradition schätzt, wird auch nicht umhinkommen sich eine Maske zu kaufen. Damit ist man dann auch für den Maskenball bestens gewappnet.

Mit dem Karneval von Venedig oder auch ‚Carnevale di Venezia‘ erhält man die Erinnerung an die Zeit wach, in der Masken in Venedig noch im alltäglichen Leben weit verbreitet waren. Die Verwendung von venezianischen Masken hat ihre Wurzeln im 13. Jahrhundert, als die Republik Venedig auf der Höhepunkt ihrer Macht war, was sich hauptsächlich auf den florierenden Handel zurückführen lässt. Dieser hatte der Stadt zu Vermögen und Einkommen verholfen. Mit dem Reichtum florierte auch das Kunsthandwerk, dies war die Geburtsstunde der heute so beliebten venezianischen Masken.

Zu dieser Zeit, als der Handel die Stadt Venedig prägte, zogen es ihre Bewohner vor Geschäfte ohne Preisgabe ihrer Identität zu machen, damit hat die Tradition des Tragens von Masken begonnen? Das Verbergen der eigenen Identität durch das Tragen von Masken wurde von fast allen Bügern Venedigs während dieser Epoche praktiziert. Es ist bemerkenswert, dass das Tragen eine Maske der Allgemeinheit gestattet war, es spielte dabei keine Rolle welchen sozialen Status man inne hatte. Diese Anonymität verhinderte die Ungleichheit unter den Bewohnern, indem Sie die Stimme der schwächeren Mitglieder der Gesellschaft als genauso wichtig ansah, wie die der Mächtigen und Reichen. Einwohner hatten so die Möglichkeit wichtige Fragen aufzuwerfen, ohne Angst haben zu müssen das ihre Identität preisgegeben wird. Dieser Prozesse wurde von beiden Seiten, sowohl den Venezianischen Bürgern als auch der Obrigkeit, als vorteilhaft angesehen, weil so Möglichkeit für ehrliche Rückmeldungen und Meinungen geschaffen wurde.

Doch obwohl dieser Prozess hilfreich für die Förderung von Gleichheit unter den Bürgern war, traten nach einiger Zeit auch schädliche Aspekte für die Gesellschaft zutage. Durch das Verbergen der Identität wurde Raum für unmoralisches Handeln geschaffen. Einige Menschen nutzten Anonymität durch das Tragen von Masken gezielt aus. Maskiert waren sie bei ihren Handlungen ohne Angst und Hemmungen. Sowohl Venezianer als auch Reisende wurden unter diesen Bedingungen zu sündigen Handlungen animiert, wie etwa der freizügige Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Partnern. Viele Frauen entschieden sich für das Tragen freizügigerer Kleidung, dies wäre ohne Maskierung undenkbar gewesen. Auch dem Glücksspiel wurde Anonym in der ganzen Stadt nachgegangen, selbst in religiösen Stätten.

Dieser allgemeine Verfall der Sitten bewog die Stadtregierung von Venedig das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit zu verbieten. Erst in den 1970er Jahren wurde diese verlorene Tradition wieder ins Leben gerufen, um den Karneval von Venedig als Touristenattraktion zu etablieren, welcher gewöhnlich in den Wochen vor Aschermittwoch abgehalten wird. Seither werden wieder Venezianische Masken zum Karnevals in der weltberühmten Lagunenstadt getragen. Diese Masken sind aufgrund ihrer kunstvollen Gestaltung überaus beliebt. Venezianische Masken werden von erfahrenen Künstlern in Handarbeit hergestellt, dabei kommen verschiedenste Materialen zum Einsatz, wie etwa Papiermaché, Leder oder Metal. Für die Veredelung der Masken werden verschiedene Ornamente und Verzierungen aufgebracht, wie etwa Fell, Federn, Bänder, künstliche Edelsteine oder Schmuck. Besonders beliebt sind Masken die mit stilvollen Dekorationen in Gold und Silber verziert wurden.

Venezianische Masken können aufgrund ihrer Form in verschiedene Typen klassifiziert werden, die Bauta Masken sind dabei die populärsten. Andere wichtige Arten von venezianischen Masken sind die Moreta Maske, die Gnaga Maske, die Pantalone Maske, die Columbina Maske, die Medico Della Peste (auch Pestdoktor Maske genannt) sowie die Volto oder Larva Masken.

Wir wollen uns zunächst näher mit der Bauta Maske befassen, die traditionell auch als „baùtta“ bezeichnet wird. Diese Art von Maske bedeckt das gesamte Gesicht des Trägers und ist oftmals in schlichtem Weiss gehalten. Das Aussehen der Maske wird von einer starren Kinnlinie, einer vorspringenden Nase und einer Oberlippe ohne angedeuteten Mund, geprägt. Die Bauta Maske ist so konzipiert, dass der Träger problemlos essen, trinken, atmen und reden kann, ohne die Maske absetzen zu müssen. Dies wird durch die spezielle Anordnung der Kinnlinie erreicht. Die Bauta Maske war letztlich so beliebt, weil der Träger so über die Gesamte Zeit hinweg anonym blieb, ohne sich einschränken zu müssen.

Eine Bauta Maske wurde oft mit einem Umhang oder einen kleinen Mantel (in der Regel in rot, schwarz, dunkelblau oder weiss) und einem Dreispitz kombiniert. Die Kleidungskombination wurde sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Verheiratete Frauen waren sogar gezwungen eine Bauta Maske zu tragen, wenn sie am öffentlichen Leben teilnehmen wollten, etwa bei einem Theaterbesuch. Während des 18. Jahrhunderts setzte sich die Bauta Maske als Standard unter der Bürgerschaft Venedigs durch. Die Venezianischen Stadtoberhäupter setzten es sogar durch, dass die Bauta Maske bei der Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen, etwa bei Wahlen, obligatorisch war. Um die Sicherheit zu gewährleisten, durften die Maskenträger keine Waffen mit sich führen.

Ebenfalls sehr bekannt sind die venezianischen Moreta Masken. In Venedig wurde diese Maske bevorzugt von Frauen getragen. Die Moreta Maske hat eine ovale Form, ist aus schwarzem Samt gefertigt und wird häufig von einem Schleier sowie einer Kopfbedeckung umrahmt. Durch die Form und Farbgebung der Maske sollten die Gesichtszüge von Frauen aufgewertet werden, man glaubte das dadurch der Teint auffälliger und strahlender wirkt. Allerdings war das Tragen dieser Masken eher einschränkend, denn man konnte weder Reden, Essen noch Trinken, da die Maske mittels einer speziellen Vorrichtung mit dem Mund in Position gehalten werden muss.

Die Columbina Maske gehört mit zu den populärsten Venezianischen Masken, sie wird auch manchmal als Columbino und Columbine bezeichnet. Diese Art Maske verdeckt nur den Bereich um die Augen und wird auf verschiedene Arten fixiert, entweder als Stabmaske oder mittels eines Haltebandes. Eine Columbina kann auf verschiedene Arten verziert werden, am häufigsten jedoch mit Stuck, leuchtenden Farben, Schmucksteinen und Federn. Der Legende nach wurde die Columbina Maske für eine Schauspielerin in der Commedia dell’arte entworfen, die nicht ihr vollständiges Gesicht hinter einer Maske verbergen wollte.

Eine der seltsamsten venezianischen Masken ist die ‚Medico Della Peste‘, oder besser bekannt als Pestdoktor Maske. Die Maske sieht durch den langen, schnabelförmigen Mund eher seltsam aus. Das ursprüngliche Design dieser Maske stammt von Charles de Lorme, einem französischer Arzt aus dem 17. Jahrhundert, welcher die Maske während der Behandlung von Pestopfern verwendete. Charakteristisch für die ursprüngliche Version der Maske waren die runden Augenhöhlen, in die Kristallscheiben eingearbeitet waren, sowie der lange, hohle Schnabel. Charles de Lorme trug die Maske mit einem langen schwarzen Mantel, einem schwarzen Hut, weißen Handschuhen und einem Stock. Der Stock wurde verwendet, um den körperlichen Kontakt zwischen Arzt und Patienten zu vermeiden. Einige Ärzte folgten dem Ansatz von de Lorme, in der Hoffnung mit diesen Sicherheitsvorkehrungen die Ansteckung bei den Patienten zu verhindern. Mit der Zeit kamen immer kunstvollere Versionen dieser Maske auf.

Es gibt aber auch einfachere Arten von venezianischen Masken, welche als Gnaga Masken bezeichnet werden. Diese Masken dienen nicht der Darstellung und wurden vor allem von Männer verwendet, die damit ihre Homosexualität verbergen wollten. Die meisten Männer die diese Maske verwendeten ahmten Frauen nach, indem sie sich wie Frauen kleideten und auch ihre Sprach-und Umgangsformen imitierten.

Eine der bemerkenswertesten venezianischen Masken ist die Pantalone Maske. Diese Art von Maske wird in der Regel bei Versammlungen oder Feiern benutzt. Das Gesichtszüge der Pantalone Maske sind geprägt durch auffällige Augenbrauen, einer Hakennase und einem kurzen Bart. Dazu wirde folgende Kleidung getragen: Mantel, eng anliegende Hosen, eine Baskenmütze, ein Schwert welches am Gürtel befestigt wird sowie türkische Pantoffeln. Die Pantalone Maske wird traditionell von den Kaufleuten getragen.

Zuletzt wollen wir noch kurz auf die Volto Maske eingehen, sie wird manchmal auch als ‚Larva‘ bezeichnet. Sie ähnelt sehr der Bauta Maske, da auch hier der Träger essen, trinken und sprechen kann, ohne die Maske ablegen zu müssen. Gemäß der venezianischen Tradition ist die Maske in weißer Farbe gehalten, dazu trägt man einen Mantel und eine Dreispitz. Der Tragekomfort ist außergewöhnlich gut, weil sie ein geringes Eigengewicht hat.

Abgesehen vom Karneval in Venedig werden venezianische Masken auch zu anderen Anlässen getragen wie zu Fasching oder auf Maskenbällen, selbst auf Halloween-Parties sind diese Masken keine Seltenheit. Darüber hinaus eigen sich venezianische Masken auch zur Verschönerung der eigenen vier Wände. Auch in manchen Hollywood-Filmen kommen venezianische Masken zum Einsatz, etwa im Film ‚Eyes Wide Shut‘, mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen.


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